Beitragserhöhung 2025 – Ja oder Nein?

Die Inflation und die damit steigenden Preise gehen auch an Vereinen nicht spurlos vorbei. Ist es im Jahr 2025 an der Zeit eine Beitragserhöhung vorzunehmen? In diesem Artikel erläutern wir dir die Vor- und Nachteile einer Beitragserhöhung.

Gründe für eine Beitragserhöhung im Verein

Auch im Jahr 2025 findet bei dir im Verein wieder eine Hauptversammlung statt. Und dort präsentierst du deine Zahlen und stellst den Haushalt für das Folgejahr vor. Da stellt sich häufig die Frage: Kommt der Verein mit dem eingenommenen Geld über die Runden? Und in Anbetracht der Inflation und den damit einhergehenden gestiegenen Preisen ist diese Frage wichtiger als in den vergangenen Jahren. Gründe für eine Beitragserhöhung im Verein gibt es zuhauf: 

  • Der Verein unterhält eine Sportstätte und die Energiekosten sind förmlich „explodiert“. 
  • Der Verein beschäftigt hauptamtliches Personal und ist von der Erhöhung des Mindestlohns betroffen. 
  • Der Verein muss Baumaßnahmen vornehmen und die Kosten für Material bzw. Handwerkerleistungen sind ebenfalls teurer geworden. 

Hinzu kommt: Vereine haben meist keine oder nur geringe Rücklagen und sind angehalten das Vereinsvermögen schnellstmöglich auszugeben. Auf der anderen Seite verfügen die Mitglieder über weniger Geld, sodass der ein oder andere hinterfragt, ob der aktuelle Vereinsbeitrag noch zu bezahlen ist. Auch wenn der Staat versucht die Bürger zu entlasten, können Gedanken zur Beitragserhöhung und eine entsprechende Vorbereitung auf die Hauptversammlung sinnvoll sein.

Die zwei Arten der Beitragsgestaltung

Du hast dir bestimmt schon Gedanken, über die richtige Höhe der Beiträge gemacht. Kostendeckend und mit ein wenig Spielraum für Investitionen und das operative Geschäft lautet die gängige Herangehensweise. Werfen wir mal einen Blick auf die am meist verbreitetsten Arten der Beitragsgestaltung.

Solidaritätsprinzip

  • Es gibt einen Beitrag für alle Mitglieder. 
  • Abstufungen nach unten bzw. nach sozialen Gesichtspunkten (Seniorenbeitrag, Geschwisterbeitrag, Studentenbeitrag) sind möglich. 
  • Die Zugehörigkeit zu einer oder mehrerer Abteilungen spielt keine Rolle. 
  • Wer mehrere Aktivitäten ausübt zahlt die gleiche Summe, wie jemand der nur sporadisch in einer kostengünstigen Sportart aktiv ist. 

Weil eben nicht alle Abteilungen gleich viel Kosten und identische Erlöse erzielen, gibt es ein zweites Beitragsgestaltungsprinzip. Die Vereine versuchen an dieser Stelle eine Kostengerechtigkeit herzustellen, indem Mitglieder unterschiedliche Beiträge zahlen.

Verursachungsprinzip

  • Es gibt einen Basisbeitrag, der von jedem Mitglied gezahlt wird und einen Zusatzbeitrag, der abhängig von Sportart oder Abteilung ist. 
  • Die Beiträge für Wettkampfsportarten (Handball, Basketball, Fußball) sind meistens teurer als die für das Eltern-Kind-Turnen. 
  • Jede Abteilung bekommt dafür eine Kostenstelle und ein eigenes Budget, basierend auf der Umverteilung des Basisbeitrags. 
  • Vereine, die mehrere Sparten unterhalten, bauen sich so einen modularen Beitrag zusammen.

Solidaritätsprinzip vs. Verursachungsprinzip: Welches Beitragssystem ist besser?

Das Solidaritätsprinzip mit dem Verursachungsprinzip einander abzuwägen ist gar nicht so einfach. Kleine Vereine fahren oftmals gut damit, einen Solidaritätsbeitrag zu erheben. Das ist beim Einzug der Beiträge und bei Verwaltungsaufwänden einfacher zu bewerkstelligen. Bei großen Vereinen mit mehreren Sparten macht es Sinn, die Kosten der Mitglieder auf die Verursacher zu verteilen. Das ist aber keine Regel oder Empfehlung, denn es gibt auch viele große Vereine, die erfolgreich mit einem Solidaritätsbeitrag arbeiten.

Das Verursachungsprinzip ist transparenter und gerechter für die Mitglieder – das Solidaritätsprinzip ist hingegen für alle Beteiligten mit weniger Aufwand verbunden. Außerdem bleibt ein Instrument der Querfinanzierung, was beim Verursachungsprinzip nicht gegeben ist oder schwächer ausfällt.

Wenn du mit dem Solidaritätsprinzip arbeitest und eine Ungerechtigkeit im System prüfen möchtest, empfehlen wir dir eine Zeit lang Kostenstellen in vereinfachter Form zu nutzen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Nachgelagert: Nimm einen alten Jahresabschluss und versuche die Kosten auf die Abteilungen herunterzubrechen. Dafür brauchst du nicht jeden einzelnen Beleg. Es ist eine gute Option, um Ungerechtigkeiten zu identifizieren. 
  • Live-Betrieb: Du führst die Kostenstellen für einen gewissen Zeitraum ein, ggf. auch nur für einzelne Abteilungen und überprüfst, ob möglicherweise Ungerechtigkeiten vorliegen. In der Regel haben die Abteilungsleiter bereits Abrechnungen vorliegen, sodass dir diese Variante die Arbeit erleichtert.

Du möchtest mehr über Kostenstellen, Kostenarten und Budgetplanungen erfahren? Dann schau in unseren ausführlichen Blogartikel „Der Nutzen einer guten Budgetplanung für Vereine“ herein.

Beitragsgestaltung im Verein: Was ist angemessen und sozialverträglich?

Die Beitragsgestaltung im Verein ist auch von der beheimateten Region und der Zahlungskraft der Mitglieder abhängig. Darüber hinaus spielt auch der aktuelle Beitrag eine entscheidende Rolle. Liegt dieser schon in einer überdurchschnittlichen Höhe? Oder liegt der Mitgliedsbeitrag im Bereich der vom Verband vorgeschriebenen Mindestbeiträge? Viele Vereinsverantwortliche haben Angst, dass die Mitglieder den Verein nach einer Beitragserhöhung verlassen. Und an dieser Stelle sollten wir überlegen, mit was wir das Angebot im Sportverein vergleichen.

Ein Mitgliedsbeitrag kostet in Deutschland durchschnittlich 8 Euro im Monat – das sind ein paar Bier in der Kneipe oder ein halber Kinobesuch! 

Das ist in Relation gar nicht so viel – von den monatlichen Kosten des Fitnessstudios ganz zu schweigen. Bei den meisten Vereinen ist der Beitrag für Kinder und Jugendliche geringer. Hier ist auf jeden Fall Spielraum für eine Beitragserhöhung, weil an dieser Stelle auch das Programm für Bildung & Teilhabe des Familienministeriums greift. Damit sind auch sozialschwache Kinder in Vereinen abgesichert. Laut Gesetz liegt dieser Beitrag bei maximal 15 Euro pro Monat. Es ist eine Überlegung wert, den Beitrag für alle Kinder und Jugendlichen in Richtung 15 Euro anzupassen.

Wichtig: Bereite ein solches Vorhaben gut vor und helfe den betroffenen Mitgliedern beim Ausfüllen der Anträge. Du kannst wesentliche Vereinsinformationen auf dem Antrag bereits ausfüllen, damit die Mitglieder nur noch persönliche Informationen eintragen müssen.

Gemäß unserer Erfahrung gibt es natürlich einen Aufschrei, wenn die Beiträge erhöht werden. Allerdings lässt sich auch feststellen, dass es sich bei den austretenden Vereinszugehörigen meist um passive Mitglieder handelt – das ist insbesondere der Fall, wenn es für diese Zielgruppe keinen gesonderten Tarif gibt. Im Kern verstehen die Mitglieder den Beitragsbedarf und zahlen diesen auch. Es lohnt sich mit einer guten Vorbereitung in die Versammlung zu gehen und den Mitgliedern Gründe und Pläne vorzulegen.

Pro und Contra: Was spricht für eine Beitragserhöhung und was dagegen?

Pro

  • Die Kosten sind im Zuge der Inflation gestiegen. 
  • Die vergangene Beitragsanpassung liegt schon einige Jahre zurück. 
  • Der Mindestlohn hat sich erhöht und der Verein unterhält Hauptämter oder möchte es in naher Zukunft tun. 
  • Der Verein erwartet Bau- und Handwerkerkosten für Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen. Tipp: Zeige mit Graphen die Kostensteigerungen der vergangenen Jahre, um den Mitgliedern mit einer visuellen Darstellung das Verständnis zu erleichtern. 
  • Es ist eine Investition geplant und die Kosten fallen durch die gestiegenen Bau- und Zinskosten höher aus. 

Zeige Szenarien oder Konsequenzen auf, die ein Auslassen der Beitragserhöhung zur Folge haben. Die Einschränkung des Angebots oder der Verzicht auf Materialien bzw. Vereinsveranstaltungen (Sommerfest oder Weihnachtsfeier) stehen dafür beispielhaft. Die Beitragserhöhung ist eine Investition in den eigenen Körper – für eine positive körperliche und geistige Gesundheit. Das ist wichtiger als das Abo bei einem Streaming-Dienst! Bei guten Argumenten sind Mitglieder auch bereit mehr zu zahlen und treten nicht scharenweise aus dem Verein aus.

Contra

  • Weil alles teurer ist, haben auch die Mitglieder weniger Geld im Portemonnaie. 
  • Der Unmut steigt, weil auch die Vereinsmitgliedschaft teurer wird. 
  • Es gibt vielleicht staatliche Hilfen, die als Alternativen zu höheren Beiträgen dienen. 
  • Die Mitglieder haben während der Corona-Pandemie weiterhin Beiträge gezahlt und der Verein hat deswegen ein kleines Finanzpolster – das könnte zunächst verbraucht werden. 

Und noch ein Tipp: Setze eine mögliche Beitragserhöhung in Relation, damit die Mitglieder sich etwas darunter vorstellen können. Eine Beitragserhöhung von 2 Euro im Monat klingt viel angenehmer, wenn man das mit einem Sport-Streaming-Dienst vergleicht, der das Abo um den doppelten Preis erhöht hat. Alternativ dazu dient auch ein Pay-TV-Sender, der die Preise erhöht und gleichzeitig Programmangebote streicht.

Wie sollten Vereine bei Beitragserhöhungen am besten vorgehen?

Wenn eine Beitragserhöhung im Raum steht, ist die dabei gewählte Strategie bzw. Herangehensweise von entscheidender Bedeutung. Idealerweise informiert ihr die Mitglieder rechtzeitig und informiert transparent über die Pläne. Außerdem ist das Vorrechnen nötig, um Verständnis und Akzeptanz für den Bedarf zu gewinnen. Denn eines ist klar: Ein allgemeines Verständnis bedeutet nicht, dass du ohne Diskussion und einzelne Austritte auskommst. Gerne geben wir dir weitere Ratschläge, um die Beitragserhöhung bestmöglich vorzubereiten:

  • Pressearbeit: Nutze die Presse im Vorfeld, um auf harte Zeiten einzustimmen. Hier kannst du dir etwas von der Politik abschauen und häppchenweise Informationen preisgeben. Präsentiere nicht gleich konkrete Zahlen, Daten und Fakten. 
  • Neujahresansprache: Bei dieser Gelegenheit habt ihr die Mitglieder bestimmt schon auf ein herausforderndes Jahr eingestimmt und trotzdem klar gemacht, dass ihr euch auf das kommende Jahr freut. 
  • Jahresrückblick: Im Jahresrückblick in der Zeitung kannst du das Thema erneut aufgreifen und darauf hinweisen, dass es wahrscheinlich Defizite im Haushalt zu verzeichnen gibt, weil die Kosten gestiegen sind. 
  • Hauptversammlung: Auf der Hauptversammlung kannst du die Pläne konkretisieren und im Detail über Zahlen sprechen. Die Mitglieder haben schon davon gehört und erstarren nicht vor Schreck. 
  • Visualisierungen: Nutze Graphen bzw. Visualisierungen, um Zahlen, Daten und Fakten greifbar zu machen. Belegt die Posten mit Kosten, die den Verein betreffen. Wenn der Gaspreis sich verdreifacht hat und auch der Strompreis höher ausfällt, hilft eine optische Darstellung, um mehr Verständnis und Akzeptanz zu erzeugen. 
  • Sozialplan: Entwickle einen Plan, um sozialschwachen Mitgliedern beim Bezahlen der Beiträge zu helfen. Finde einen würdevollen Weg, der die Mitglieder nicht wie beim Jobcenter zu einer finanziellen Entblößung bringt. 
  • Quersubventionierung: Selbstverständlich dürfen die Vereinsmitglieder auch zusammenhalten und quersubventionieren. Möglicherweise gibt es auch Partnerschaftsmodelle, bei der ein Sponsor die Differenz ausgleicht. 
  • Schrittweise Beitragsanhebung: Denke darüber nach, die Beitragserhöhung schrittweise anzugehen. Statt gleich 20 % mehr zu verlangen, kannst du überlegen die Beiträge jedes Jahr um 3 % oder 6 % zu erhöhen, um die Inflation auszugleichen.

Mit Bedenkenträgern richtig umgehen

Und worauf kannst du dich bei der Versammlung und einer geplanten Beitragserhöhung verlassen? Gegenwind! Es mag zwar ein breites Verständnis und auch Akzeptanz geben – trotzdem werden nicht alle Mitglieder jubeln. Kommuniziert und diskutiert offen mit den Mitgliedern über Alternativen, falls es gute Ideen gibt. Zieht die Diskussion aber nicht allzu sehr in die Länge. 

Es gibt immer einzelne Bedenkenträger, die IMMER dagegen sind und auch kein Argument für eine Beitragserhöhung akzeptieren. Auch wenn du diese Mitglieder normalerweise gerne im Verein hast, solltest du ihnen bei der Jahreshauptversammlung nicht zu viel Raum geben, weil eine stille Mehrheit deinen Argumenten folgt und zustimmt. Wenn du unsere Tipps berücksichtigst, sollte es mit einer erfolgreichen Beitragserhöhung auf jeden Fall funktionieren.

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