Jugendwart im Sportverein: Die Aufgaben eines Jugendleiters
Wie sieht der Arbeitsalltag eines Jugendwarts in einem Amateurverein aus? Spized befragt Jugendleiter Lars Irion vom CfB Ford Köln-Niehl. Lars gibt uns Einblicke in einen gut strukturierten Fußballverein mit knapp 600 Mitgliedern.

Whats’ on this page

Der Jugendleiter eines Sportvereins kümmert sich federführend um die minderjährigen Mitglieder und versucht dabei ein wichtiges Bindeglied zwischen Juniorenabteilung und dem Vorstand zu sein. Der Jugendwart ist in den meisten Vereinen selbst Vorstandsmitglied oder gehört zum „erweiterten Vorstand“, der in den regelmäßigen Sitzungen hinzugezogen wird, um die Interessen der Juniorinnen und Junioren zu vertreten. Wir haben mit Lars Irion, dem Jugendleiter des CfB Ford Köln-Niehl gesprochen. Der CfB Ford Niehl ist im Kölner Norden eine echte Größe mit ca. 450 aktiven Juniorenspielern im Fußball.
spized: Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, um über deine Aufgabe als Jugendleiter zu sprechen. Erkläre uns doch zunächst, wie der CfB Ford Niehl die Fußballabteilung in den Verantwortlichkeiten aufgestellt hat?
Lars: Bei uns ist das Ganze ja speziell. Ich bin beim CfB zum Glück kein typischer Jugendleiter, weil wir vieles ausgelagert haben. Wir haben entschieden, dass das auch besser ist, falls mal jemand seine Aufgabe nicht mehr ausführen kann. In solch einem Fall bricht uns nur ein kleiner Teil und nicht gleich die gesamte Organisation weg. Wir haben das Thema Kleidung, Material und sportliche Ausrichtung an andere Personen ausgelagert. Ich hänge irgendwo federführend darüber, weiß aber auch nicht immer alles. Ich muss auch nicht immer alles wissen (lacht). Wenn es mal Konflikte gibt, stehe ich als Mediator zur Verfügung.
spized: Die Vereinsgröße wird bei der grundsätzlichen Herangehensweise sicherlich entscheidend sein. Wie viele Mitglieder hat der CfB Ford Niehl?
Lars: Im Jugendbereich sind es 450 aktive Mitglieder. Mit dem Erwachsenenbereich und den inaktiven Mitgliedern, kommen wir an die Zahl 600 heran. Wir sind ein reiner Fußballverein, der keine anderen Sportarten anbietet.
Der CfB Ford Niehl verteilt die auf mehrere Schultern
spized: Bei der Größenordnung ist klar, dass der Zeitaufwand höher ist.
Lars: Völlig richtig. Es gibt viele Fußballvereine, die deutlich weniger Mannschaften unterhalten. Dann wird es auch realistischer als Jugendleiter alles allein zu regeln. Ab einer gewissen Größe ist es empfehlenswert Aufgaben zu verteilen. Es gibt die Ganze Verbandskommunikation und die An- und Abmeldungen, die gerade zum Saisonwechsel viel Aufmerksamkeit einfordern. Bei Spielerwechseln ist es kompliziert, weil verschiedene Dinge vor der Freigabe überprüft werden müssen.
spized: Welche Dinge müssen bei Spielerwechseln beachtet werden?
Lars: In erster Linie wird geprüft, ob noch offene Beiträge zu zahlen sind und der Spieler bzw. die Eltern das Vereinsmaterial – sprich Trikotsatz – abgegeben haben. Sportlich gehen wir es leistungsorientiert an. Das heißt, dass die Trainer und sportlichen Leiter mit Eltern und Spielern vor Saisonende Übernahmegespräche führen. Es wird also auch überprüft, ob es hier klare Zusagen für die Saison gegeben hat. Dann gibt es noch das Thema Ausbildungsentschädigungen bei Wechseln zu Nachwuchsleistungszentren oder dem Übergang in den Seniorenbereich. Aber auch hier kommt auf mich nur ein Teil der Arbeit zu, weil das meiste die sportlichen Leiter im Vorfeld geklärt haben. Anders wäre das in dem Volumen auch nicht umsetzbar.
spized: Welche Rolle spielt der Verband in deiner Tätigkeit als Jugendleiter?
Lars: Hier gibt es zum Beispiel die ganzen Lehrgänge und Fortbildungen. Aber auch Ferienfreizeiten oder Auslandsfahrten, die der Verband organisiert werden mit dem Jugendleiter kommuniziert. Dann gibt es das sogenannte DFB Mobil, bei dem Verbandssportlehrer zu den Vereinen kommen und kostenlos Fortbildungsstunden für die Vereinstrainer anbieten. Die wollen aber auch eine gewisse Anzahl an Trainern sehen. Das muss man dann auch starten und organisieren. Als Verein sind wir für Fortbildungsangebote immer offen.
spized: Und für die gesamte Organisation hast du die Unterstützung von den sportlichen Leitern?
Lars: Ja genau. Die sportlichen Leiter sind vor Ort präsent und was Mannschaft und Trainerteam angeht, immer auf dem neuesten Stand. Das Feedback derer ist entscheidend, ob gewisse Veranstaltungen oder Fortbildungsmaßnahmen zielführend sind und ob die Zustimmung dafür vorhanden ist. Die sportlichen Leiter schätzen dann ein, ob es Verein, Trainer und Kinder kurz-, mittel- oder langfristig weiterbringt.
spized: Was haben die sportlichen Leiter noch für Aufgaben?
Aufgaben Jugendleiter: Sportliche Leiter sind näher an den Teams dran
Lars: Als ich vor einigen Jahren gefragt wurde das Jugendleiter-Amt auszuführen, habe ich das sehr klar unter die Bedingung gestellt, dass ich mit den sportlichen Entscheidungen nichts zu tun haben möchte. Daraufhin hat der CfB Ford Niehl sportliche Leiter auserkoren, die vor Ort betreuen und Probleme der Trainer, Kinder und Eltern lösen. Es gibt im Laufe einer Saison nicht wenige Konflikte, bei denen die Trainer auch eine Unterstützung des Vereins brauchen. Ein Jugendleiter allein ist zu weit weg von einzelnen Mannschaften. Deswegen haben wir das gebündelt. Inzwischen auch so, dass der sportliche Leiter zwei bis drei Jahrgänge bzw. vier bis fünf Mannschaften betreut. Dann hat man da ein viel gezielteres Auge drauf.
spized: Es gibt also eine klare Unterteilung zwischen sportlichen und administrativen Aufgaben?
Lars: Ja genau. Damit wollen wir zum einen die Lasten, aber auch Kompetenzen verteilen. Eine einzelne Person kann im Ehrenamt nicht den Überblick über so viele Mannschaften haben. Bei uns fängt das bei den Kleinsten in der Ballschule an und hört bei der 1. Mannschaft der Senioren auf. Ich kann nur jedem empfehlen die Last auf so viele Schultern wie möglich zu verteilen.
spized: Du bist demnach gar nicht der erste Ansprechpartner für Spieler, Eltern oder Trainer?
Lars: Wenn die Trainer ein Problemchen haben, kommen viele auf mich zu. Hin und wieder übergeht der ein oder andere versehentlich seinen sportlichen Leiter. Das ist aber kein Problem, weil ich dann klar den richtigen Weg aufzeige. Sollte der sportliche Leiter das Problem nicht lösen können, komme ich ins Spiel.
Jugendwart Aufgaben: Passwesen bzw. An- und Abmeldungen sind in gewissen Saisonphasen viel Arbeit
spized: So hält sich der zeitliche Aufwand in einem machbaren Bereich.
Lars: Richtig. Zumal ich mich ja noch um das komplette Passwesen kümmere. Das ist auch eine Masse an Arbeit, wo mal der ein oder andere Fall durchrutschen kann. Hier gibt es einige vergleichbare Vereine, die für das Passwesen eine Person bestimmt haben. Ich komme ja aus dem Passwesen und das kann man mittlerweile von Zuhause aus machen, weil wir als Verein und auch der Verband schon digitale Lösungen geschaffen hat.
spized: Wie kann man sich eine solch enge Verzahnung mit sportlichen Leitern in der Zusammenarbeit vorstellen?
Lars: Das basiert sehr auf Vertrauen und Gefühl. Wenn es mal knifflige Situationen gibt, sollte man genau hinhören, was genau problematisch ist und wie der sportliche Leiter das lösen möchte. Ich habe Arbeit, Familie und Kinder – da ist die verfügbare Zeit für ein Ehrenamt natürlich begrenzt. Das gilt auch für viele andere Engagierte bei uns im Verein. Umso wichtiger, dass die Arbeit und Verantwortung gut verteilt sind.
spized: Du bist als Jugendleiter auch Vorstandsmitglied. Das ist in vielen Vereinen so, allerdings nicht zwingend vorgeschrieben. Ist das ein Vorteil Vorstandsmitglied zu sein?

Jugendleiter und Vorstand: Kurze Wege im Interesse der Junioren
Lars: Ich sehe es ganz klar als Vorteil, weil man ganz andere Themen mitkriegt, die über meinen Aufgabenbereich hinausgehen. Gewisse Vorstandsinformationen, die ich dann an Trainer und sportliche Leiter weitergeben kann, helfen den Mitgliedern im Vereinsalltag. Und umgekehrt ist es auch wichtig, dass ich die Interessen der Junioren vor dem Vorstand vertrete. Heißt also, wenn die Junioren neue Mini-Tore brauchen, kann ich das sofort in der Sitzung ansprechen. Der Weg ist also sehr kurz. Streng genommen bin ich aber nur ein Teil des erweiterten Vorstands, der zu den Sitzungen hinzugezogen wird.
spized: Du bist demnach ein Bindeglied zwischen Junioren-Mannschaften und Vorstandsmitgliedern?
Lars: Richtig. Ich kann die Interessen der Jugendabteilung kommunizieren, ggf. auf Missstände hinweisen oder davor warnen, sollte eine strategische Entscheidung zum Nachteil der Junioren sein. Letzteres ist bei uns nicht wirklich der Fall, weil wir sehr viel Wert auf unsere Jugendkicker legen.
spized: Bei über 500 Mitgliedern wird es auch Veranstaltungen außerhalb des normalen Spielbetriebs geben. Bist du als Jugendleiter auch dafür verantwortlich?
Lars: Wir haben im Herbst und an Pfingsten zwei große internationale Kinderturniere bei uns auf der Platzanlage. Da ist mit Juventus, Ajax, West Ham und dem 1. FC Köln alles zu Gast, was Rang und Namen hat. Zwei Events mit jeweils ein paar Tausend Gästen. Auch hier kümmert sich ein Kollege aus dem Vorstand hauptsächlich. Jeder im Vorstand hat da seine Aufgaben und unterstützt, wo es geht. Dadurch, dass diese Turniere so groß sind, haben wir darüber hinaus weniger Veranstaltungen außer der Reihe.
spized: Das Thema Mannschaftsmeldungen ist auch sehr wichtig. Was genau musst du hierbei als Jugendleiter machen?
Lars: Grundsätzlich sind die Mannschaftsmeldungen sehr einfach gestaltet. Die kann man online beim Verband melden. Und das kann man bis zu einem gewissen Zeitpunkt machen, wie man lustig ist, ohne Strafen oder Konsequenzen zu fürchten. Melden ist sehr easy. Kompliziert wird es zumindest bei uns, wenn es um die Spielklassen und Ligazugehörigkeit geht. Wir gehen das leistungsorientiert an und wollen die Mannschaften so hoch wie möglich spielen sehen. Das ist aber nicht immer mit den Gegebenheiten der Mannschaft oder dem Verband zu vereinen.
CfB Ford Niehl: Sportliche Leiter sind vor Ort und leiten die wichtigsten Informationen weiter
spized: Bedeutet, dass du und die Trainer die Mannschaften sportlich gut einschätzen müssen?
Lars: Die sportliche Einschätzung machen in erster Linie die sportlichen Leiter mit den Trainern. Wir sind kein NLZ (Nachwuchsleistungszentrum Anm. d. Red.), was bedeutet, dass nicht alle Mannschaften gleich stark sind. Zudem gibt es beim Verband auch Auf- und Abstiegsregelungen, die beachtet werden müssen. Die sportlichen Leiter geben mir dann unter Berücksichtigung der Verbandsregeln und der sportlichen Einschätzung das benötigte Feedback. Das klappt bei uns insgesamt sehr gut.
spized: Das gilt für alle Juniorenmannschaften?
Lars: Bis zur U12 – sprich D-Jugend – gibt es beim FVM (Fußballverband Mittelrhein Anm. d. Red.) keinen richtigen Spielbetrieb mit Auf- und Abstieg. Bei den Kleinen geht es dann meistens mehr darum, wie viele Mannschaften wir melden, sprich wie viele Kinder wir im Jahrgang angemeldet haben und wie der Zulauf von außerhalb ist. Auch, ob es für die Mannschaften genug Trainer gibt, wird überprüft. Die Informationen werden dann aber auch wieder vor Ort von den sportlichen Leitern gesammelt und an mich weitergeleitet.
spized: Das Aufgabenspektrum eines Jugendleiters kann sehr vielfältig sein. Wie wichtig ist dabei Struktur und Organisation an den Tag zu legen?
Lars: Die Selbstorganisation ist das A und O. Ich lege mir abhängig vom Berufs- und Familienalltag feste Zeiten, an denen ich mittags oder nachmittags die ehrenamtlichen Aufgaben erledige. Mittlerweile spürt man, wann etwas mehr CfB-Arbeit ansteht und kann das dann entsprechend einplanen. Aber auch die Aufgaben zuverlässig zu erledigen ist sehr wichtig. Schließlich verlassen sich knapp 50 Trainer bzw. Betreuer auf dich.
Jugendleiter Kompetenzen: „Leidenschaft für den Verein und die Aufgabe ist am wichtigsten“
spized: Bist du als Jugendleiter auch eine Art Mediator, der eingreift, wenn zwei Seiten zu keiner Lösung kommen?
Lars: Ja, das kann durchaus mal vorkommen. Ist aber bei uns im Verein durch sehr viele gute Leute seltener der Fall. In solchen Situationen ist eine ruhige und besonnene Herangehensweise gefragt. Schließlich haben beide Seiten ihre Beweggründe und Argumente an der Hand. Ziel ist es dann aber auch die Interessen des Vereins in den Vordergrund zu stellen und deeskalierend zu wirken.
spized: Welche Kompetenzen sind aus deiner Sicht wichtig, um das Amt des Jugendleiters gut auszuführen?
Lars: Es ist nicht wirklich eine Kompetenz, aber Leidenschaft für den Verein und für die Aufgabe ist wohl am wichtigsten (lacht). Im Ernst: Es ist eine sehr verantwortungsvolle und mühsame Arbeit, für die es einfach Lust und Laune braucht. Nicht jede Aufgabe ist gerade der ultimative Spaßfaktor – aber mit Leidenschaft für unseren Sport und Verein, lässt sich das gut aushalten.
spized: Abschließend: Was sind aus deiner Sicht die drei wichtigsten Kompetenzen eines Jugendleiters?
Lars:
- Leidenschaft
- Zuverlässigkeit
- Organisation
spized: Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen dir und dem CfB Ford Niehl alles Gute für die Zukunft.