Erste Hilfe im Sportverein: So seid ihr im Notfall bereit

Unfälle und Verletzungen passieren – auch und vor allem beim Sport. Daher sollte jeder Sportverein für den Notfall gerüstet ist. Von Erste-Hilfe-Koffer bis Defibrillator, von Schulung bis Notfallplan: Gute Vorbereitung und Ausstattung kann im Ernstfall Leben retten – und ist nicht schwer. Wir zeigen euch, wie ihr Vereinsgelände und Mitglieder für Notfälle und Verletzungen vorbereitet, und was Erste Hilfe im Ernstfall bedeutet – inklusive Checkliste zum Download.

Checkliste-erste-hilfe
Handball Trikot gestalten

Wenn der Ernstfall eintritt

Nicht erst seit der Dänische Nationalspieler Christian Eriksen bei der Fußball-EM 2021 mit einem Herzstillstand während des Spiels zusammenbrach ist klar: Erste Hilfe rettet Leben. Zum Glück sind es in den seltensten Fällen lebensbedrohliche Unfälle, die beim Sport passieren. Beim Kopfball-Versuch rauschen zwei Köpfe zusammen, beim Dribbling knickt das Knie weg und beim Hockey trifft der Schläger ganz unglücklich die Gegenspielerin anstatt des Pucks – alles schon passiert. Und wenn nicht einem selbst, dann vielleicht der Mitspielerin.

Wie wichtig Wissen über Erste Hilfe und die richtige Ausrüstung im Verein sind, wird spätestens in der Notsituation klar. Doch, ob euer Verein gut gerüstet ist für den Notfall, ist kein Zufall, sondern Planung. Wir fühlen uns alle wohler, wenn wir wissen, dass im Fall der Fälle Menschen ausgebildet sind, ein Notfall-Set bereitsteht und jeder weiß, wo der Defibrillator hängt. Basiswissen in Sachen Erste Hilfe ist zwar keine Pflicht, aber es schafft Sicherheit und Vertrauen. Wir zeigen euch, wie ihr das Thema Erste Hilfe im Sportverein richtig angeht und worauf zu achten ist.

Rechtliche Grundlagen

Das Wichtigste vorab: Erste Hilfe ist kein Kann. Jeder hat die Pflicht zur Hilfeleistung – das gilt auch im Sportverein. Das regelt § 323c des Strafgesetzbuches (StGB). Heißt vereinfacht: Wer in einer Notlage nicht hilft, macht sich strafbar (sofern die Erste-Hilfe-Leistung nicht zu gefährlich ist). Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob man ausgebildeter Ersthelfer oder komplett ahnungslos ist. Umso wichtiger ist es, sich selbst und die Vereinsmitglieder auf das Thema aufmerksam zu machen. Ein gutes – und vor allem gut kommuniziertes – Erste-Hilfe-Konzept im Verein ist daher sinnvoll. 

In Deutschland gibt es für Vereine theoretisch keine Pflicht für einen Ersthelfer – anders als in Unternehmen. Wer aber eine Übungsleiterlizenz machen möchte, benötigt dazu einen Erste-Hilfe-Kurs, der zum Zeitpunkt der Ausbildung nicht älter als zwei Jahre ist. Auch, wenn es nicht verpflichtend ist: Eine regelmäßige Auffrischung des Erste-Hilfe-Kurses empfehlen wir unbedingt – vor allem für diejenigen, die die Verantwortung für ein ganzes Team tragen. Vor allem Trainerinnen und Trainer im Kinderbereich tragen eine besondere Verantwortung – Stichwort Aufsichtspflicht. Denn beim Umgang mit Kindern und Jugendlichen liegt die Verantwortung klar beim Verein und den verantwortlichen Personen – auch beim Thema Erste Hilfe. 

Haftungsfragen sind grundsätzlich zweitranging, denn wer Erste Hilfe leistet, ist rechtlich abgesichert – auch wenn er oder sie etwas falsch macht, mit oder ohne Ausbildung. Denn im Ernstfall gilt: Fehler machen ist besser als nichts tun. Und bei unterlassener Hilfeleistung haftet im Zweifel der Verein, denn der Vereinsvorstand ist für die Sicherheit verantwortlich. Und das gilt nicht nur für Mitglieder, sondern auch für die Gäste von Veranstaltungen. Ob Turnfest, Weihnachtsfeier oder Tag der Offenen Tür: Ihr solltet als Verein immer darauf vorbereitet sein, dass sich jemand verletzt, und entsprechend Ersthelferinnen und Ersthelfer bereitstellen.

Exklusive Design-Vorlagen

Nur für Newsletter-Abonnenten - Jetzt anmelden!


Erste-Hilfe-Basics für jeden Verein

Ein funktionierendes Erste-Hilfe-Konzept im Sportverein zu etablieren, ist nicht schwer. Die Basics, die in keinem Verein fehlen dürfen, sind:

  •  Erste-Hilfe-Koffer für Sportvereine: Egal, ob Fußball, Hockey oder Bogenschießen: Alle Teams, Sportlerinnen und Sportler brauchen einen Erste-Hilfe-Koffer – und das immer direkt greifbar. Wichtig: Checkt den Inhalt regelmäßig! Was in den Erste-Hilfe-Koffer gehört, steht in unserer Checkliste. 
  • Notfallplan: Ein klarer Plan schafft Sicherheit in Notfallsituationen. Darin sollte definiert sein, wer den Rettungsdienst ruft, wer ihn einweist und wo der nächste Defibrillator hängt. Außerdem zu integrieren: der Standort des Verbandskastens, ein Lageplan des Geländes und die Einfahrt für den Rettungswagen. 
  • Notfallnummern: Eine laminierte Liste mit wichtigen Kontakten – zum Beispiel mit Notrufnummern und wichtigen Vereinskontakten – ist schnell vorbereitet und im Idealfall mehrfach aufgehängt: am Platz, in der Halle, im Vereinsheim. Die Notruf-App „nora“ ermöglicht es außerdem in Notsituationen, ganz ohne zu sprechen, einen Notruf abzusetzen – wichtig vor allem für hör- und sprachbehinderte Menschen. Welche Nummern auf die Liste gehören, steht in unserer Checkliste. 
  • Erste-Hilfe-Schulungen: Ihr solltet außerdem darauf hinweisen, dass Übungsleitende, Trainer und Betreuer regelmäßig ihren Erste-Hilfe-Kurs auffrischen – und die Teamverantwortliche ohne Lizenz unbedingt einen Kurs machen. Viele Organisationen bieten spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Sport an. Unser Tipp: Mit mehreren Teilnehmenden macht es gleich mehr Spaß! Bietet regelmäßig die Möglichkeit zur Teilnahme an – und motiviert bestenfalls auch Spielerinnen und Spieler dazu. 
  • AED (Defibrillator): Ein Defi kann im Notfall Leben retten – besonders bei Herzstillstand. Wer ihn braucht, muss wissen, wie er funktioniert – und wo er hängt. Daher sollten alle Vereinsmitglieder wissen, wie einfach und selbsterklärend die Nutzung eines Defibrillators ist. Der richtige Umgang mit Defibrillatoren wird übrigens auch in Erste-Hilfe-Schulungen behandelt. Unser Tipp für alle Laien: Das Erklärvideo der Johanniter zeigt, wie intuitiv die Nutzung ist, und nimmt die Scheu vor dem Gerät. 
  • Verbandskasten: Je nach Vereinsgröße solltet ihr mindestens einen kleinen Verbandskasten besitzen – und auch kommunizieren, wo dieser im Notfall öffentlich zugänglich zu finden ist. Konkrete Vorschriften, welches Erste-Hilfe-Material ein Verein haben muss, gibt es übrigens nicht, aber es gibt folgende Richtwerte: 
  • Bei bis zu 50 Personen: kleiner Verbandskasten nach DIN 13157 
  • Bei 51 bis 300 Personen: großer Verbandskasten nach DIN 13169 
  • Für alle weiteren 300 Personen: weiterer großer Verbandskasten nach DIN 13169, der möglichst an einer anderen Stelle als die anderen Verbandskästen aufbewahrt wird. 
  • Sportvereine mit einer großen Sportanlage oder mehreren Sportarten sollten grundsätzlich mindestens einen großen Verbandskasten nach DIN 13169 haben – unabhängig von ihrer Mitgliedszahl.

Sofortmaßnahmen bei Sportverletzungen

Im Sprint macht der Muskel zu, beim Zweikampf knickt das Fußgelenk weg – viele Sportler haben das selbst schon erlebt. Was im Fall von Bänderriss, Bruch und Bewusstlosigkeit als Erste Hilfe bei Sportverletzungen und -Unfällen zu tun ist, verraten wir euch hier auf einen Blick: 

  • Prellung, Stauchung, Zerrung oder Bänderriss: PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) 
  • Blutende Wunde: Wundauflage, Druckverband, ggf. Pflaster 
  • Bruch bzw. Verdacht auf Bruch: Ruhigstellen, kühlen, nicht bewegen 
  • Bewusstlosigkeit oder Kreislaufkollaps: Atmung und Zunge checken, in stabile Seitenlage bringen, 112 rufen 
  • Herzstillstand: 112 rufen, Reanimation starten, AED einsetzen bis der Notarzt übernimmt

Erste-Hilfe-Schulung im Verein

Wir haben es bereits erwähnt: Eine gesetzliche Pflicht, den Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen gibt es auch für übungsleitende Personen nicht. Das Deutsche Rote Kreuz empfiehlt Ersthelfenden allerdings, spätestens alle zwei Jahre erneut einen Auffrischungskurs zu besuchen. Auch die Landessportbünde geben Hinweise und Empfehlungen – checkt einfach mal die Website in eurem Landesverband.

Ob Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter oder Malteser: Einige Organisationen bieten gezielt Erste-Hilfe-Kurse für Sportvereine an, die sich speziell an Sportlerinnen und Sportler, Trainerinnen und Trainer, Übungsleitende, Betreuerinnen und Betreuer richten. Die Kurse des Deutsche Rote Kreuz Informationen und die nächsten Kurse in eurer Nähe findet ihr beispielsweise auf der Website des DRK.

Wer trägt die Kosten? Für einen Verein ist das natürlich eine wesentliche Frage. Übernehmt ihr die Teilnahmegebühren für eure Ehrenamtlichen oder ist das ein Privatvergnügen? Oft gibt es Zuschüsse vom Landessportbund oder der Unfallkasse, der euer Verein angehört. Fragt einfach mal nach, um euch und euren Mitgliedern eine mögliche Unterstützung zu sichern. 

In unseren kostenlosen Webinaren für Vereine geben „die Vereinsstrategen“ regelmäßig ihre geballte Vereinsexpertise zu Themen weiter, die Sportvereine in der Praxis beschäftigen. Hier könnt ihr euch mit Experten und anderen Vereinsmitgliedern direkt austauschen – bei nächster Gelegenheit bestimmt auch zu diesem Thema. Hier findest du unsere Webinare.

Tipps für die Praxis

Erste Hilfe im Sportverein ist nicht schwer – sofern man weiß, was zu tun ist. Wir fassen das Ganze mal zusammen und geben euch auf einen Blick unsere Tipps für eure Erste-Hilfe-Vorbereitung im Sportverein. Mehr Details findet ihr in unserer Erste-Hilfe-Checkliste am Ende des Artikels. 

  • Notfallnummern und Anleitungen sichtbar auf dem Vereinsgelände aushängen 
  • Für Übungsleitende einen Erste-Hilfe-Kurs organisieren 
  • Sicherstellen, dass alle Vereinsmitglieder wissen, wo der Verbandskasten liegt und wo der Defibrillator hängt (sofern ihr einen besitzt – wozu wir dringend raten!) 
  • Jedes Team mit einem Erste-Hilfe-Koffer versorgen 
  • Erste-Hilfe-Sets regelmäßig checken! Unser Tipp: Benennt eine verantwortliche Person dafür. 
  • Erste Hilfe-App fürs Handy benutzen – im Notfall weiß sie, was zu tun ist. Z.B. die DRK-App 
  • Psychologische Nachsorge: Nach dem Notfall kommen die Folgen. Ein Vereinsmitglied hatte einen schweren Unfall? Vergesst nach ernsten Vorfällen nicht, Betroffene (und ggf. das zugehörige Team) emotional aufzufangen. Gespräche, Besuche, kleine Aufmerksamkeiten: der betroffenen Person als Verein weiterhin zur Seite zu stehen, zeugt von echter Gemeinschaft.


Fazit

Erste Hilfe ist keine Kür, sondern ein Zeichen guter Vereinsarbeit. Ein gut vorbereiteter Verein handelt schnell und zeigt Verantwortung für seine Mitglieder. Und wenn die Erste-Hilfe-Vorbereitung abgeschlossen ist, könnt ihr euch wieder voll und ganz aufs Sportliche fokussieren. Das Wir-Gefühl im Verein stärkt ihr übrigens perfekt mit einem Shirt oder Trikot für alle Mitglieder. In unserem Trikot-Konfigurator könnt ihr kreativ und einzigartig euer neue Vereinsshirt oder Trikot gestalten – ganz einfach, schnell und intuitiv. 

Damit ihr beim Erste-Hilfe-Konzept nichts vergesst, gibt es hier unsere kompakte Erste-Hilfe-Checkliste für Sportvereine inklusive Notfallplan, Kontaktdatenblatt und AED-Hinweisen als PDF zum Download und Ausdrucken.

Entdecke weitere spannende Themen