Ein Spielsystem weist einzelnen Spieler in einer Mannschaft die Position, den Spielraum und die Aufgaben zu. Im folgenden Abschnitt zeigen wir euch historische Fußball Spielsysteme, die wunderbar aufzeigen, wie sich der Fußball in über 100 Jahren entwickelt hat.
1-2-7: Das Spielsystem bis zum Jahr 1866
Bis zum Jahr 1866 waren im Fußball keine Vorwärtspässe erlaubt. Pässe durften nur zur Seite oder nach hinten erfolgen. Dementsprechend bewegten sich die Spieler in einer Reihe und führten eine Art Angriffs-Dribbling durch. Weil praktisch keine Abwehrarbeit gefordert war, genügten ein Verteidiger und zwei Mittelfeldspieler.
2-3-5: Die „Schottische Furche“ ab dem Jahr 1880
Im Jahr 1866 waren Vorwärtspässe erlaubt, sofern sich drei Abwehrspieler zwischen Angreifer und Tor befanden. Weil sich damit der Druck auf die Verteidiger erhöhte, entwickelten die Schotten ein defensiveres 2-3-5 Spielsystem.
3-2-2-3: Das „WM“ Spielsystem aus dem Jahr 1925
Im Jahr 1925 wurde die Abseitsregel geändert, um ein offensiveres Spiel zu fördern. Abseits lag nun vor, sofern sich weniger als zwei Abwehrspieler zwischen Angreifer und Tor aufhielten. Die dadurch verstärkte Offensive zwang Trainer dazu, die Defensive nominell zu verstärken. Bei diesem Spielsystem haben die beiden Buchstaben „W“ und „M“ nichts mit der Fußball-Weltmeisterschaft zu tun. Betrachtet man das 3-2-2-3 auf einem Taktikboard ergeben die Offensivreihen ein „W“ und die Defensivreihen ein „M“.
4-2-4: Brasiliens WM-Sieg im Jahr 1958
Bei der Weltmeisterschaft im Jahr 1958 spielte Brasilien ein 4-2-4-Spielsystem, um die Abwehr zu stärken und gleichzeitig genügend Offensivkräfte auf dem Platz zu haben. Dies bescherte den Brasilianern den WM-Sieg und begeisterte Fußballfans auf der ganzen Welt.
1-4-3-2: Das italienische Cartenaccio
Cartenaccio bedeutet „Sperrkette“ oder „Riegel“, wobei der Libero als „Ausputzer“ vor dem Torwart agiert, um gegnerische Offensivspieler abzufangen. Dieses sehr defensive Spielsystem zwingt den Gegner weit aufzurücken, womit sich viel Raum für schnelle Konterangriffe ergibt.
Die dargestellten Fußball Spielsysteme aus der Vergangenheit lassen bereits deutlich erkennen, dass die Anzahl an Offensivspielern abnahm. Von ursprünglich 7 Angreifern auf dem Feld, hin zu zwei Sturmspitzen im italienischen Catenaccio. Dies ist größtenteils auf Regeländerungen wie die Einführung bzw. Erweiterung der Abseitsregel und auf Rückpassregeln zurückzuführen. Die Regeländerungen kamen grundsätzlich den Offensivspielern zugute, woraufhin Trainer die Defensive verändern bzw. verstärken mussten.
Betrachten wir die bereits genannten modernen Spielsysteme, setzt sich dieser Trend weiter fort. Die meisten Profimannschaften agieren mit lediglich einer zentralen Sturmspitze. Auch bei einem modern interpretiertem 4-3-3 läuft in der Regel nur ein zentraler Stürmer auf. Die zwei Flügelspieler auf den Außenbahnen gehören zwar zur Offensive, müssen das Team bei der Defensivarbeit allerdings tatkräftig unterstützen. Darüber hinaus gibt es einige Trainer (z. B. Josep Guardiola oder Luis Enriqué), die bevorzugt ohne zentrale Sturmspitze spielen. Der Spieler in vorderster Front agiert an dieser Stelle eher als offensiver Mittelfeldspieler und wird gerne als „falsche 9“ bezeichnet. Im modernen Fußball ist die fortführende Verstärkung der Defensive nicht auf Regeländerungen, sondern vielmehr auf die stark verbesserte technische, körperliche und athletische Ausbildung der Spieler zurückzuführen. Der Fußball ist im Vergleich zu den 1980er Jahren wesentlich schneller und versierter geworden. Dem zu Folge hält der Trend auf eine nominell stark besetzte Defensive weiter an.