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Das Ehrenamt ist im Wandel – so machst du es zukunftsfähig

In Deutschland gibt es mehr als 86.000 eingetragene Sportvereine. Sie machen es möglich, dass Menschen in Deutschland Sport treiben können, sich mit anderen austauschen, Hilfe bekommen oder Freunde finden. Damit das überhaupt möglich ist, arbeiten die meisten Vereinsmitglieder ehrenamtlich mit. Allerdings ist das Ehrenamt im Wandel. Damit du für deinen Verein weiterhin Ehrenamtliche findest, solltest du unbedingt bewusst machen, was das “alte” vom “neuen” Ehrenamt unterscheidet.

Freizeit ist heute ein noch höheres Gut als vor zwanzig Jahren

Du kennst es sicherlich auch. Mit deinem Smartphone bist du theoretisch jederzeit erreichbar, du folgst anderen auf Social Media, erhältst ständig neue Nachrichten und bist auch im Beruf immer „on“. Noch vor weniger als zwei Jahrzehnten sah das noch ganz anders aus. Damals steckte das Internet in den Kinderschuhen, Smartphones gab es noch keine und Social Media war noch eine Idee. 

Somit gab es „damals“ noch ganz andere Lebenskonzepte und Hobbys, entsprechend auch Ehrenämter mussten nicht in dem Maße mit anderen Dingen um ihre Zeit „konkurrieren“, wie es heute der Fall ist. Dementsprechend ist Freizeit heute ein noch weitaus kostbareres Gut als noch vor einigen Jahren. Man muss nicht erst mit dem tausendfach zitierten Begriff der „Work-Life-Balance“ kommen, um das nachvollziehen zu können. Insbesondere die Generation Y oder Z geht mit ihrer Freizeit viel bewusster um. Gleichzeitig gibt es ganz andere Ansprüche an Lebensentwürfe oder die Zukunft. Somit muss auch das Ehrenamt sich hier seinen Platz suchen. Um die Unterschiede zwischen dem bisherigen Ehrenamt und modernen Ehrenamt zu verstehen, werden in den Sozialwissenschaften die Begriffe „Altes Ehrenamt“ und „Neues Ehrenamt“ verwendet. Schauen wir uns an, wie sich diese Begrifflichkeiten voneinander abgrenzen lassen.

Warum der Blick auf die Besonderheiten des Ehrenamts wichtig ist

Man hört aus Vereinen immer wieder, es fehle ihnen an ehrenamtlichem Nachwuchs. Jüngere Menschen sind offensichtlich weniger bereit, ihre Freizeit für ein Ehrenamt zu opfern als vorangegangene Generationen. Um diesen Trend in deinem Verein aufzuhalten, ist es wichtig, sich die Rahmenbedingungen für das Alte und Neue Ehrenamt genauer anzuschauen und sich bewusst zu machen, wie sich ehrenamtliches Arbeiten mit der Zeit gewandelt hat.

Altes vs. Neues Ehrenamt

Die Vereinsstrategen sehen bei der Gegenüberstellung von „Alt“ und „Neu“ beim Ehrenamt keine eigentlichen Alterskategorien. Vielmehr sollen die Kategorien wertfrei bleiben und nicht Generationen gegeneinander ausspielen. Denn so ein Vergleich könnte schnell in die gängigen Diskussionen mit der Überschrift „Früher war alles besser“ abrutschen. Vielmehr will das Konzept des alten und neuen Ehrenamts darauf aufmerksam machen, dass es Veränderungen in der Gesellschaft gibt. Und das ist völlig normal, denn über Generationen hinweg verändert sich der Lebensstil der Menschen, die Ansichten über Hobbys, Interessen wandeln sich und ebenso wandelt sich das Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse. Denk mal an deine Großeltern und vergleiche deren Jugend mit deiner. So wirst du schnell feststellen, dass nicht nur die persönlichen Ansprüche, sondern auch die gesellschaftlichen Bedingungen ganz andere waren als heute. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst du dankbar dafür sein, dass du in deiner Generation aufwachsen durftest.

Was ist charakteristisch für das Alte Ehrenamt?


Das Ehrenamt, so wie es über viele Jahrzehnte funktioniert hat, sollte für die Beteiligten vor allem Identität stiften und zu den eigenen Ansichten passen. Im Verein wollte man sich vor allem mit seinen Meinungen und Haltungen wiederfinden und mit Gleichgesinnten zusammen sein. Man hat sich über den Verein bzw. das Ehrenamt identifiziert. Die Sinnhaftigkeit entstand z.B. dadurch, in einen Verein einzutreten und dort mit anderen die Leidenschaft für eine bestimmte Sportart zu teilen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des alten Ehrenamts ist die Selbstlosigkeit. Das klassische Ehrenamt wurde ausgeführt, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten, weder finanziell noch in Form von Sachwerten oder einem besseren Lebenslauf. Selbstloses Handeln im typischen Ehrenamt kann sogar so weit gehen, dass die eigenen Bedürfnisse zugunsten des Vereins hinten angestellt werden. Nicht selten verschieben ehrenamtlich Tätige wichtige persönliche Termine, um z.B. die ehrenamtliche Tätigkeit ausüben zu können. Das können sogar Hochzeiten sein. Schließlich wurde das Alte Ehrenamt auch dadurch charakterisiert, dass man es ohne spezielle Vorkenntnisse beginnen konnte. Ehrenamtliche Arbeit erforderte keine Vorbildung oder Ausbildung. Es war ursprünglich eine Laientätigkeit.

Was zeichnet das Neue Ehrenamt aus?


Während das Alte Ehrenamt sich vor allem durch seine identitätsstiftende Wirkung auszeichnet, sind die Anforderungen an das neue Ehrenamt weitaus höher. Die Tätigkeit sollte am besten vielfältig sein, bei gleichzeitiger zeitlicher Befristung und auf einen festgelegten Bereich oder ein festgelegtes Projekt fokussiert. Das Ehrenamt ist demnach kein Selbstzweck mehr, sondern die im Verein Aktiven erhalten zu Beginn eine Aufgabe und gehen meist wieder, wenn sie ihr persönliches Ziel oder das mit der Tätigkeit verbundene Ziel erreicht haben. Daraus folgt eine Haltung, bei der beide Seiten vom Ehrenamt profitieren sollten. Es geht somit nicht mehr primär um Selbstlosigkeit, sondern auch um die Frage „Was bekomme ich von meinem Ehrenamt?“. Dieser Anspruch geht einher mit dem großen Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, das in unserer modernen Lebens- und Arbeitswelt einen hohen Stellenwert hat. Das neue Ehrenamt liefert Antworten auf folgende Fragen: 
  • Bin ich inhaltlich damit einverstanden, was ich da machen soll und kann ich mich mit der Aufgabe identifizieren? 
  • Welchen Einfluss kann ich gesellschaftlich und vereinsintern ausüben? 
  • Habe ich überhaupt Lust und Muße, um meine persönlichen Ziele und die Ziele des Vereins zusammenzuführen?

Neues Ehrenamt ist letztlich ein Geben und Nehmen. Ich kann selbst etwas aus dem Amt mitnehmen. Das ist nicht einfach nur Geld, sondern es können auch neue Kompetenzen und Fähigkeiten oder schlicht Anerkennung sein. Auch der Eintrag im Lebenslauf kann für Personen sinnstiftend sein. Das ist wertfrei zu verstehen. So kann das Ehrenamt gerade für Berufseinsteiger ein Türöffner sein, weil sie noch nicht viel Berufserfahrung vorweisen können, dafür aber persönliche Fähigkeiten, die sie so belegen können.

Während das Alte Ehrenamt vor allem Laienarbeit im Fokus hatte, strebt das Neue Ehrenamt auch danach, dass sich Aktive mit ihrem Fachwissen einbringen und deshalb nur nach ehrenamtlichen Tätigkeiten suchen, die sich mit ihrem Know-how decken. Entsprechend führen diese Ehrenamtler eher selten Arbeiten aus, die unter ihrem Kompetenzniveau liegen. Und dementsprechend steigt der Anspruch an eine Gegenleistung. Das kann für Übungsleiter in einer Anstellung über einen Minijob resultieren oder es wird eine entsprechende Vergütung nach Stundensätzen vereinbart. Unter diesem Aspekt betrachtet, kann das moderne Ehrenamt auch wie ein Zweitjob betrachtet werden. Man engagiert sich wie bisher gesellschaftlich, erhält dafür aber auch eine finanzielle Gegenleistung, die zumindest im Ansatz dem eingebrachten Know-how entspricht.

Altes Ehrenamt
Neues Ehrenamt
stiftet Identität und passt zu meinen Ansichtenist vielfältig, zeitlich befristet und tätigkeitsorientiert
selbstloserfordert eine Gegenleistung (Geld, Ansehen, Wissenszuwachs etc.)
LaientätigkeitTätigkeit passt zu meinen Skills und meinem Know-how
unentgeltlich, max. Ehrenamtspauschalenicht mehr nur unentgeltlich

Was kannst du als Verein aus den beiden Ansätzen für das Ehrenamt schließen?

Vereine stehen heute mehr denn je vor der Herausforderung, die beiden Ansätze für das Ehrenamt in Einklang zu bringen. Dabei spielt das Alter der Personen, die du ansprechen möchtest, für die Wahl des einen oder des anderen Ansatzes keine oder eine untergeordnete Rolle. 

Konkret bedeutet das, dass du Freiwillige manchmal besser akquirieren kannst, wenn du bei der Suche gleich die mögliche Gegenleistung erwähnst. Das kann in Form einer attraktiven Vergütung erfolgen oder du präsentierst ähnlich wie Unternehmen bei einer Stellenausschreibung gleich alle wichtigen Benefits, die Ehrenamtliche bei dir bekommen.


Wichtig ist vor allem, dass du beide Ansätze nicht wertend betrachtest, sondern prüfst, inwiefern diese mit deinen Vereinszielen in Einklang gebracht werden können. Die sich daraus ergebenden veränderten Rahmenbedingungen solltest du dann u.a. auch in die Kalkulation deiner Vereinsbeiträge einbeziehen. Wenn wenige Engagierte für ihre Tätigkeiten z.B. bezahlt werden müssen, kann das Anheben der Vereinsbeiträge diese neuen Anforderungen finanzieren.

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