spized: Bei der Größenordnung ist klar, dass der Zeitaufwand höher ist.
Lars: Völlig richtig. Es gibt viele Fußballvereine, die deutlich weniger Mannschaften unterhalten. Dann wird es auch realistischer als Jugendleiter alles allein zu regeln. Ab einer gewissen Größe ist es empfehlenswert Aufgaben zu verteilen. Es gibt die Ganze Verbandskommunikation und die An- und Abmeldungen, die gerade zum Saisonwechsel viel Aufmerksamkeit einfordern. Bei Spielerwechseln ist es kompliziert, weil verschiedene Dinge vor der Freigabe überprüft werden müssen.
spized: Welche Dinge müssen bei Spielerwechseln beachtet werden?
Lars: In erster Linie wird geprüft, ob noch offene Beiträge zu zahlen sind und der Spieler bzw. die Eltern das Vereinsmaterial – sprich Trikotsatz – abgegeben haben. Sportlich gehen wir es leistungsorientiert an. Das heißt, dass die Trainer und sportlichen Leiter mit Eltern und Spielern vor Saisonende Übernahmegespräche führen. Es wird also auch überprüft, ob es hier klare Zusagen für die Saison gegeben hat. Dann gibt es noch das Thema Ausbildungsentschädigungen bei Wechseln zu Nachwuchsleistungszentren oder dem Übergang in den Seniorenbereich. Aber auch hier kommt auf mich nur ein Teil der Arbeit zu, weil das meiste die sportlichen Leiter im Vorfeld geklärt haben. Anders wäre das in dem Volumen auch nicht umsetzbar.
spized: Welche Rolle spielt der Verband in deiner Tätigkeit als Jugendleiter?
Lars: Hier gibt es zum Beispiel die ganzen Lehrgänge und Fortbildungen. Aber auch Ferienfreizeiten oder Auslandsfahrten, die der Verband organisiert werden mit dem Jugendleiter kommuniziert. Dann gibt es das sogenannte DFB Mobil, bei dem Verbandssportlehrer zu den Vereinen kommen und kostenlos Fortbildungsstunden für die Vereinstrainer anbieten. Die wollen aber auch eine gewisse Anzahl an Trainern sehen. Das muss man dann auch starten und organisieren. Als Verein sind wir für Fortbildungsangebote immer offen.
spized: Und für die gesamte Organisation hast du die Unterstützung von den sportlichen Leitern?
Lars: Ja genau. Die sportlichen Leiter sind vor Ort präsent und was Mannschaft und Trainerteam angeht, immer auf dem neuesten Stand. Das Feedback derer ist entscheidend, ob gewisse Veranstaltungen oder Fortbildungsmaßnahmen zielführend sind und ob die Zustimmung dafür vorhanden ist. Die sportlichen Leiter schätzen dann ein, ob es Verein, Trainer und Kinder kurz-, mittel- oder langfristig weiterbringt.
spized: Was haben die sportlichen Leiter noch für Aufgaben?
Aufgaben Jugendleiter: Sportliche Leiter sind näher an den Teams dran
Lars: Als ich vor einigen Jahren gefragt wurde das Jugendleiter-Amt auszuführen, habe ich das sehr klar unter die Bedingung gestellt, dass ich mit den sportlichen Entscheidungen nichts zu tun haben möchte. Daraufhin hat der CfB Ford Niehl sportliche Leiter auserkoren, die vor Ort betreuen und Probleme der Trainer, Kinder und Eltern lösen. Es gibt im Laufe einer Saison nicht wenige Konflikte, bei denen die Trainer auch eine Unterstützung des Vereins brauchen. Ein Jugendleiter allein ist zu weit weg von einzelnen Mannschaften. Deswegen haben wir das gebündelt. Inzwischen auch so, dass der sportliche Leiter zwei bis drei Jahrgänge bzw. vier bis fünf Mannschaften betreut. Dann hat man da ein viel gezielteres Auge drauf.
spized: Es gibt also eine klare Unterteilung zwischen sportlichen und administrativen Aufgaben?
Lars: Ja genau. Damit wollen wir zum einen die Lasten, aber auch Kompetenzen verteilen. Eine einzelne Person kann im Ehrenamt nicht den Überblick über so viele Mannschaften haben. Bei uns fängt das bei den Kleinsten in der Ballschule an und hört bei der 1. Mannschaft der Senioren auf. Ich kann nur jedem empfehlen die Last auf so viele Schultern wie möglich zu verteilen.
spized: Du bist demnach gar nicht der erste Ansprechpartner für Spieler, Eltern oder Trainer?
Lars: Wenn die Trainer ein Problemchen haben, kommen viele auf mich zu. Hin und wieder übergeht der ein oder andere versehentlich seinen sportlichen Leiter. Das ist aber kein Problem, weil ich dann klar den richtigen Weg aufzeige. Sollte der sportliche Leiter das Problem nicht lösen können, komme ich ins Spiel.
Jugendwart Aufgaben: Passwesen bzw. An- und Abmeldungen sind in gewissen Saisonphasen viel Arbeit
spized: So hält sich der zeitliche Aufwand in einem machbaren Bereich.
Lars: Richtig. Zumal ich mich ja noch um das komplette Passwesen kümmere. Das ist auch eine Masse an Arbeit, wo mal der ein oder andere Fall durchrutschen kann. Hier gibt es einige vergleichbare Vereine, die für das Passwesen eine Person bestimmt haben. Ich komme ja aus dem Passwesen und das kann man mittlerweile von Zuhause aus machen, weil wir als Verein und auch der Verband schon digitale Lösungen geschaffen hat.
spized: Wie kann man sich eine solch enge Verzahnung mit sportlichen Leitern in der Zusammenarbeit vorstellen?
Lars: Das basiert sehr auf Vertrauen und Gefühl. Wenn es mal knifflige Situationen gibt, sollte man genau hinhören, was genau problematisch ist und wie der sportliche Leiter das lösen möchte. Ich habe Arbeit, Familie und Kinder – da ist die verfügbare Zeit für ein Ehrenamt natürlich begrenzt. Das gilt auch für viele andere Engagierte bei uns im Verein. Umso wichtiger, dass die Arbeit und Verantwortung gut verteilt sind.
spized: Du bist als Jugendleiter auch Vorstandsmitglied. Das ist in vielen Vereinen so, allerdings nicht zwingend vorgeschrieben. Ist das ein Vorteil Vorstandsmitglied zu sein?